Umstrittenes Hotelprojekt - vor dem Scheitern?
 
2 WOCHEN VOR DEM HOCHZEITSFEST

Oegenbosteler Dorfbote vom 26. August 2018 - von Chefredakteur Karlo Krabbe

Proteste um Höhe 122 gehen weiter:
Neue Entwicklungen durch "Traumhochzeit"?


In knapp zwei Wochen heiratet die Wedemärker Boulevardjournalistin Heidelinde von Oegenbostel den Sohn des holländischen Hotelmagnaten Henrick Hoogestraat. Wird dieses Ereignis, das so etwas wie eine "Traumhochzeit" mit vielen prominenten Gästen und zahlreichen Schaulustigen darstellt, zu neuen Entwicklungen in Sachen "Höhe 122" führen? Oder ist der umstrittene Plan, auf dem höchsten Punkt der Brelinger Berge ein dreissig Meter hohes Hotel zu errichten mittlerweile vom Tisch? Die Mitglieder der Wedemärker Initiative "Bergrettung 3.0" gehen davon aus, dass mit der Hochzeit neue Dynamik in das umstrittene Bauprojekt kommen wird und planen weitere Proteste.

Es war der Aufreger zu Beginn diesen Jahres: Henrick Hoogestrat trat an die Gemeinde heran und warb um Zustimmung dafür, direkt dort, wo der Gauss-Stein den höchsten Punkt der Wedemark markiert, ein Ferienresort errichten zu dürfen. Hoogestrats Geschichte erschien vielen nicht glaubwürdig.
Nur durch einen Stau auf der A 7 und der Umleitungsstrecke L 190 habe der Hotelier das Areal entdeckt. Beim Umfahren der vollen Straßen war er in Bennemühlen Richtung Brelingen abgebogen und hatte die sanften bewaldeten Hügel als unentdecktes Kleinod mit hohem touristischen Potential empfunden.
Als die Vorplanungen Hoogestrats, der bereits im Harz ein ebenso umstrittenes Bauprojekt gegen viele Widerstände des Naturschutzes realisiert hatte, bekannt wurden, formierte sich schnell eine Initiative dagegen. Walbert Witte, Sprecher der Bergretter: "Hoogestrat geht bei uns genauso vor wie er es in Braunlage getan hat. Er nutzt seine Kontakte in die Landespolitik, die er bei verschiedenen EU-Projekten gewonnen hat, um den Politikern seine Hotels als zukunftsträchtige Infrastrukturmaßnahmen zu verkaufen. Das mag im Harz gelungen sein, dort werden die Touristen gebraucht. Doch hier in der Wedemark brauchen wir diese Art von Tourismus nicht."
Witte und seine Mitstreiter ärgern sich darüber, dass der Brelinger Bergrücken nun schon zum 3. Mal durch ein "egoistisches Projekt" in Gefahr geraten sei: "Unsere Wut wächst von Projekt zu Projekt. Zuerst die geplante Schneise für eine Stromtrasse, dann der Durchstich des Kieswerksbesitzers Kappenberg, der an uns als Wedemärkern vorbeigeschummelt werden sollte und nun ein Hotel mitten in unserer heimischen Natur. Wir können nur hoffen, dass die Verwaltung standhaft bleibt und alles dagegen unternimmt, dass die Brelinger Berge verschandelt werden."

Rat und Bürgermeister haben sich von Beginn an ablehnend zu diesem Bauprojekt geäußert. "Wir dürfen aber nicht außer Acht lassen, dass Herr Hoogestrat viel Geld investieren möchte, um die Wedemark als Tourismusstandort zu etablieren. Investoren sind uns grundsätzlich willkommen, besonders, wenn sie ein kaufkräftiges Publikum in die Gemeinde ziehen möchten, das letztlich auch die Kaufkraft zugunsten unseres lokalen Handels und der Gastronomie erhöht. Einen Hotelkomplex auf der Höhe 92 können wir nicht befürworten, werden mit dem Investor aber bezüglich anderer möglicher Flächen im Gespräch bleiben."
Dieser Ausschnitt aus einer offiziellen Erklärung der Verwaltung zum Projekt "Höhe 122" lässt den Naturschützern keine Ruhe. "Wir hätten uns eine noch klarere Zurückweisung seitens der Verwaltung und des Rates gewünscht", so Walbert Witte. Dass der Sohn Henrick Hoogestrats nun in die Waldbesitzerfamilie von Oegenbostel einheirate sei Anlass zu größter Sorge: "Wir befürchten eine fatale Rücksichtnahme auf diese Familie, die bisher ja hohes Ansehen in der Gemeinde genoss."

So fiebern die Wedemärker der "Hochzeit des Jahres" aus unterschiedlichen Gründen entgegen. "Ich hoffe, dass wir viele berühmte Gesichter aus dem Adel sehen werden", freut sich Amely Arnheim, die als Zaungast die Hochzeit verfolgen will. "Die Braut hat durch ihre Arbeit ja Kontakte bis in die feinsten Kreise."
Heidelinde von Oegenbostel ist Redakteurin des bekannten Fernsehformats "Zu Gast auf dem Gut".

Für Walbert Witte hingegen sind die Wochen nach der Hochzeit entscheidend. "Wir müssen wachsam bleiben, irgendetwas ist da im Busch", sagt er. "Wir hätten schon einmal fast erlebt, dass jemand durch nebulöse Beziehungen kurz vor der Erlaubnis stand, unseren Berg zu zerstören. Wir werden es auch diesmal nicht zulassen."
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